Donnerstag, 26. Juli 2012

Guten Morgen, guten Morgen, guten Morgen Sonnenschein!

Nein, meine Reise beginnt nicht mit strahlend blauem Himmel und Vögelzwitschern. Meine Reise beginnt kurz vor Mitternacht am Linzer Hauptbahnhof, wo ich fünf Stunden auf meinen ersten Zug warten muss. An schlafen ist nicht zu denken.

Zum einen, weil die dort übernachtenden Obdachlosen scheinbar keinen Schlaf brauchen: der erste fragt mich alle zehn Minuten auf seiner Runde durch die Wartehalle, ob ich von der Polizei sei, der zweite stößt einen Stock über mir schrille Schreie aus, und spuckt dem Mann auf der Bank neben mir auf den Kopf. Eine dritte übt mit zwei Gabeln am Stahlgeländer ihre Schlagzeugfähigkeiten. Zum anderen ist es kalt. WIRKLICH kalt! Also dreh ich um warm zu bleiben Kreise um mein Fahrrad.

Um 04:49 kommt endlich mein ertser Zug. Kaum sitze ich im Warmen, fällt mir auf, dass ich jetzt plötzlich, nach Stunden, in denen ich mich mit dem Munterbleiben gequält habe, aktiv werde. Ich denke noch: "Na toll, kaum könnt ich schlafen, bin ich überhaupt nicht mehr mü-".

In Passau wach ich dann wieder auf. Mein erstes Mal umsteigen mit voll bepacktem Fahrrad. Beim Reinheben über die drei engen, steilen Stufen hat mir noch jemand geholfen, das Aussteigen muss ich allein bewältigen: Fahrrad und Gepäck sind zu schwer, um gemeinsam einhändig (ich habe nur vor oder hinter, aber nicht neben dem Fahrrad Platz) herausgehoben zu werden. Und das, obwohl ich am Linzer Bahnhof nochmals aussortiert und sicher nochmal ein Drittel des Gepäcks zurückgelassen habe. Also erst Fahrrad, dann Korb, dann Satteltaschen - und das alles in zwei Minuten.

Das Rad, das jemand auf meines gelegt hatte, hat offenbar etwas verbogen: irgendetwas rattert... und die Lenkerstange ist nicht fest (was allerdings meine Schuld war, weil ich vergessen habe, nach der Lenkerkorbmontage die Schrauben richtig richtig fest zu ziehen). Das wird heut Abend noch ein Spaß, wenn ich sechs Kilometer mit lockerem Lenker zu meinem Schlafplatz fahren muss.

Während ich jemand anderen mit seinem Rad beim Einsteigen in den Bus nach Osnabrück helfe, fällt auch gleich mein Fahrplan zwischen Zug und Schienen. Akrobatische Verrenkungen sind nötig, um ihn dort wieder herauszubekommen.

Bis nach Osnabrück (neun Stunden) schlafe ich vor allem und schaue mir die Gegend an - Deutschland ist ja doch ganz schön! In Osnabrück muss ich nochmals umsteigen. Momentan sitz ich im Zug nach Amersfoort, der gerade länger in Bad Bentheim steht. Ich habe noch immer kein Internet gefunden und weiß nicht sicher, wo ich meinen ersten Couchsurfing-Host treffe, der gestern leider nicht mehr geschrieben hat. Mal schaun, mal schaun. Zumindest scheint die Sonne.

Warme Reisegrüße von

Michi on Tour

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